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Dein Partner will keine Paartherapie? 5 Gründe, warum es sich auch alleine lohnt

Macht eine Paartherapie alleine überhaupt Sinn und kann man das dann überhaupt noch Paartherapie nennen? Immerhin gehören zu einem Paar immer noch mindestens 2 Menschen. In diesem Beitrag möchte ich dir zeigen,  warum es trotzdem eine sehr gute Idee ist, sich auch allein mit der eigenen Beziehung zu beschäftigen und dass du damit weitaus mehr erreichen kannst, als du im ersten Moment vielleicht denkst.

Der Blick auf die nackten Zahlen zeichnet ein düsteres Bild. Laut Statistischem Bundesamt (Stand: 2021) wird nach wie vor jede dritte Ehe in Deutschland geschieden, im Schnitt ist nach 15 Jahren Schluss. Nicht erfasst sind Paare, die aus Loyalität zum Partner, aus kulturellen Gründen oder aus Sorge um Kinder, die finanzielle Situation oder den eigenen Lebensstandard in unglücklichen Ehen verbleiben. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Daten bei unverheirateten Paaren sogar schlechter ausfallen könnten. Und doch sind es gerade einmal 20% der Paare hierzulande, die schon einmal professionelle Unterstützung in Sachen Liebe in Anspruch genommen haben. Dabei hat kaum ein anderer Lebensbereich so viel Einfluss auf unsere Zufriedenheit und nimmt gleichzeitig so viel Raum ein wie die eigene Partnerschaft.

Inhalt:

Wieso wagen so wenige Paare einen Versuch?

Das Thema ist vielschichtig. In welcher Form auch immer, jede Art der Unterstützung wirkt am besten, wenn sie präventiv angewendet wird, also bevor sich Konflikte manifestieren, Lebensumstände sich ändern oder man sich so entfremdet, dass man das Gefühl von Nähe und Zusammengehörigkeit bei einem anderen Menschen sucht. Aber machen wir uns nix vor. Nur die wenigsten von uns sehen die Notwendigkeit möglichst früh an der eigenen Beziehung zu arbeiten, mich selbst eingeschlossen. Häufig fühlt sich zu Beginn alles leicht und selbstverständlich an, jeder geht auf den anderen zu, möchte, dass es dem anderen gut geht. Kurzum man hat eine tolle Zeit zusammen. Wer würde da auf die Idee kommen, seinen Partner zu einem Coaching oder irgendeinem Therapeuten zu überreden.

Wer früh beginnt, hat es später leichter

Spätestens jedoch wenn die rosaroten Gläser unserer Beziehungsbrille verblassen wäre eigentlich der beste Moment gemeinsam mit der Arbeit zu beginnen. Themen wie partnerschaftliche Kommunikation, Konfliktlösung oder der gemeinsame Umgang mit Stress, Kindern, Sexualität und Finanzen lassen sich mit einer positiven Grundhaltung einfach viel unbeschwerter besprechen, als wenn Auseinandersetzungen an der Tagesordnung sind. Leider ist genau das der Punkt, an dem die meisten Paare erst die Möglichkeit einer Therapie in Betracht ziehen, um den Schaden zu begrenzen. Eine der größten Hürden neben den eigenen Bedenken ist dann sicherlich die Auseinandersetzung mit dem Partner, eine mögliche Zurückweisung oder die falsche Annahme alleine eh nichts zu erreichen.

Mein Partner will nicht zur Paartherapie – Warum?

Eins vorweg. Es ist noch lange kein schlechtes Zeichen für eure Beziehung, wenn dein Partner erst einmal nicht viel für deine Idee übrig hat. Für viele Menschen ist eine Paartherapie die erste Erfahrung im Umgang mit Hilfe außerhalb des eigenen Sicherheitsbereichs. Auch Patientengruppen anderer Therapieformen trauen sich diesen Schritt meist erst nach langer Leidensgeschichte zu. Dabei bewältigt jeder Mensch die Probleme in seinem Leben auf seine ganz eigene Weise. Der Eine nutzt gern die Ruhe und den Raum des eigenen Verstandes, um nachzudenken und so für sich zu einer zufriedenstellenden Lösung zu kommen, während der Andere sich das Gleiche viel lieber im Erfahrungs- und Meinungsaustausch mit anderen erarbeitet. Auch innere Glaubenssätze wie „Du musst stark sein.“ oder „Du musst das alleine schaffen.“ können deinen Partner davon abhalten, sich dir anzuschließen. Meist sind diese Überzeugungen aus Kindheitstagen so tief in uns verankert, dass sie nur schwer zu überwinden sind. Das gilt auch für diverse Ängste. Angst vor den eigenen Gefühlen und davor diese wahrzunehmen, zu zeigen und darüber zu reden. Angst, dass Gesicht zu verlieren, wegen eigener Verfehlungen, die man sich geleistet hat und die unter Umständen so auch benannt werden. Oder Angst sich erklären zu müssen vor Außenstehenden wie Freunden, Familie oder Kollegen. Nicht zuletzt spielt auch der finanzielle Aspekt für viele Menschen eine Rolle und vielleicht fragt sich dein Partner, ob eine Paartherapie ihr Geld überhaupt wert ist.

Paartherapie alleine machen – 5 gute Gründe

Egal aus welchem Grund dein Partner aktuell Hemmungen hat sich dir anzuschließen und auch wenn du dich dadurch im Moment im Stich gelassen und wenig unterstützt fühlst. Es gibt eine Menge Punkte die dafür sprechen, sich erst einmal alleine zu trauen:

  1. Du startest unkompliziert – weil du niemanden von deiner Entscheidung überzeugen brauchst. Außerdem bist du frei in der Wahl der Therapieform, dem Therapeuten und kannst Termine ohne größeren Organisationaufwand vereinbaren.
  2. Du hast ein sicheres Umfeld – in dem du völlig frei über deine Ängste, Sorgen und Bedürfnisse sprechen kannst. Hier läufst du weder Gefahr dich rechtfertigen zu müssen, noch den eigenen Partner oder die gemeinsamen Probleme „öffentlich“ zu machen, wenn du sie mit euch nahestehenden Menschen besprichst
  3. Du wirst aktiv – Es wird dich überraschen, wie befreiend es sich anfühlt, wenn du ins Handeln kommst. Nur wer aktiv wird, hat eine Chance auf Veränderung und übernimmt damit Verantwortung für die Beziehung, den Partner und nicht zuletzt auch sich selbst.
  4. Du kümmerst dich um dich – Die Arbeit mit durchgemachten Erfahrungen, sowie Werten und Überzeugungen hilft unsere Haltung und das eigene Verhalten in bestimmten Situationen besser zu verstehen. Erkenntnisse, die dich nicht nur in der eigenen Beziehung, sondern auch in anderen Lebensbereichen positiv beeinflussen.
  5. Du bekommst Klarheit – Die unabhängige Bestandsaufnahme sorgt für ein besseres Verständnis der eigenen Situation und ist damit die beste Voraussetzung um nächste Schritte zu gehen oder Entscheidungen zu treffen.

Außerdem gibt es eine Menge Themen, die man ganz hervorragend im Alleingang bearbeiten kann:

  1. Erfahrungen und Glaubenssätze – Damit sind erstmal gar nicht die Themen aus der gegenwärtigen Beziehung gemeint. Es geht vielmehr um unsere persönlichen Stärken und Schwächen, also die Päckchen, die jeder von uns im Laufe seines Lebens packt und unbewusst in die Partnerschaft einbringt. Das können Erfahrungen in der eigenen Familie, aus der Schulzeit oder mit früheren Partnern sein.Wer sich beispielsweise als Kind nicht richtig „gesehen“ gefühlt hat, der kann bewusst oder unbewusst negative Überzeugungen entwickeln. Möglich wären da zum Beispiel: „Ich bin nicht gut genug.“ oder „Ich bin es nicht Wert, anerkannt und geliebt zu werden.“. Wenn dann Jahre später der eigene Partner lieber seinem Hobby nachgeht, anstatt am Wochenende gemeinsame Zeit zu verbringen oder sich auf einer Veranstaltung angeregt mit einer Person unterhält, anstatt mit dir zu tanzen, dann werden genau diese Überzeugungen aktiviert. Vielleicht reagierst du dann besonders angegriffen oder suchst die Diskussion. In der Regel weiß dein Partner über all das aber gar nicht Bescheid. Unverständnis und Distanzierung auf beiden Seiten sind dann vorprogrammiert. Eine andere Reaktion kann das Spiegeln des Partnerverhaltens sein. Dabei besteht die Hoffnung, dass der Partner sich dann genau so fühlen soll, wie man selbst in der Situation. Vielleicht reagiert der Partner aber ganz anders als erwartet, weil für ihn der positive Glaubenssatz „Andere Menschen lieben und respektieren mich, so wie ich bin.“ gilt und er es total ok findet, wenn du ein Wochenende für dich und dein Hobby brauchst oder einfach gern neue Menschen kennenlernst.Die Arbeit mit den eigenen Erfahrungen und Glaubenssätzen kann auf jeden Fall helfen sich selbst besser zu reflektieren und konstruktive Reaktionsmuster zu entwickeln. Für deinen Partner wird es so auf jeden Fall leichter dich zu verstehen und hat damit die Möglichkeit auf dich zuzugehen

Innere Glaubenssätze können jeden Bereich unserer Beziehung beeinflussen – vom  gemeinsamen Alltag, über den Umgang mit Konflikten, bis hin zu Erziehung und Sexualität.

 

 

  1. Sicht auf den Partner – Wie eine positive Grundhaltung gegenüber dem eigenen Partner nicht nur als Schutz, sondern in schwierigen Zeiten auch zur Widerbelebung der gemeinsamen Beziehung beitragen kann, habe ich unter anderem im Artikel zu den 4 apokalyptischen Reitern einer Beziehung beschrieben. Außerdem wird jeder bestätigen, dass Probleme sich in einem grundsätzlich positiven Umfeld viel leichter besprechen und lösen lassen, als wenn auf allen Seiten Frust und Unbehagen herrscht. Das Tolle dabei ist, dass man diese Bewunderung und Zuneigung für den Partner auch alleine wieder aufbauen kann.  Wieso deine Sicht auf lange Sicht auch die Sicht deines Partners verändern kann, klären wir im Absatz Wie die Paartherapie ohne Partner hilft.
  2. Eure Beziehungsgeschichte – Auch das Beschäftigen mit der gemeinsamen Vergangenheit kann dir helfen, deine aktuelle Situation einzuordnen und die Haltung zu eurer Partnerschaft zu verbessern. Wie und warum seid ihr zusammenkommen? Was hat dich zu dieser Zeit an deinem Partner fasziniert? Gab es auch schon „schlechte“ Zeiten in der Beziehung? Was hat euch zusammengehalten?
  3. Erweiterung des Werkzeugkoffers – Nicht zuletzt bietet jede Form der Paartherapie auch die Möglichkeit sein Beziehungswissen zu erweitern und neue Fähigkeiten für den gemeinsamen Alltag mitzunehmen. Leider bekommt man diese nicht schon an der Schule beigebracht. Wer Glück hat, konnte sich bei den eigenen Eltern oder wichtigen Bezugspersonen das Wichtigste für eine intakte Partnerschaft aneignen. Alle anderen sind zu Beginn auf sich allein gestellt und müssen erst durch Versuch und Irrtum die passenden Schraubschlüssel für ihre Beziehung finden.

Wie die Paartherapie ohne Partner hilft

Viele Erfahrungen aus der therapeutischen Praxis zeigen, dass die Änderung der eigenen Haltung zum Partner oder des eigenen Verhaltens in Konfliktsituationen bereits zu Anpassungen beim Partner führen können, ohne dass sich dieser explizit damit beschäftigt. Vergleichbar ist das Ganze mit der Funktion eines Mobiles. Das System bewegt sich nicht, solange sich keins der Elemente bewegt. Stößt nun jemand ein einzelnes Element an, bewegt sich plötzlich das gesamte System, weil alles miteinander verbunden ist. Das ruhende System steht dabei sinnbildlich für die eingefahrenen Muster in der Beziehung. Das angestoßene Element für die Veränderung des einzelnen Partners. Die Wissenschaft spricht hier auch vom Begriff der Reziprozität, was so viel wie Wechselseitigkeit bedeutet. Dieses Geben und Nehmen ist ein menschliches Grundprinzip, was die meisten von uns seit der frühesten Kindheit aufgenommen haben. Wir alle wissen, dass ein Ungeborenes im Bauch der Mutter mit allem versorgt wird, was es zum Leben braucht. Aber neu für mich war, dass sich auch Babys kümmern können, in dem sie eigene Stammzellen übertragen, wodurch Verletzungen der Mutter schneller heilen können.

Paartherapie alleine machen

Wenn du also im Rahmen einer Paartherapie erstmal alleine den Mut zur Veränderung aufbringst, hast du bereits viel für eure gemeinsame Beziehung getan. Du wirst aktiv, du arbeitest an dir, an deiner Sicht auf deinen Partner und beeinflusst damit schon eure Beziehungsdynamik. Beginnst du damit, deinen Partner mit mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zu begegnen, wird er es dir unbewusst gleichtun. Vielleicht nicht beim ersten oder zweiten Mal und wahrscheinlich nicht, wenn du es für dich aktiv einforderst. Aber genau wie andauernde Streits und das Genörgel über die Eigenheiten des anderen zu einer negativen Grundstimmung führen, kann dein uneigennütziges Handeln umgedreht auch eine Aufwärtsspirale in Gang setzen, in der eure Partnerschaft wieder von mehr Wertschätzung geprägt ist.

Das gleiche gilt für die Erweiterung deines Werkzeugkoffers. Dein Partner wird merken, wenn du erfolgreich die Eskalation eines Konflikts vermeidest, indem du beispielsweise eine Beschwerde formulierst, statt ihn ungefiltert zu kritisieren. Du solltest im Rahmen der Einzeltherapie aber vermeiden, deinen Partner mit deinen neugewonnen Erkenntnissen zu überfluten oder ihn gar korrigieren. Versuche vielmehr durch dein eigenes Handeln deinen Partner zu motivieren es dir gleich zu tun. So gehst du mit gutem Beispiel voran.

Aus dieser Position wird es auch leichter deinen Partner einzubinden und ihn zu bitten, doch an der ein oder anderen Sitzung teilzunehmen. Gib ihm dabei nicht das Gefühl, dass er das Problem ist, sondern erkläre ihm, wie gut dir diese Form der Hilfe tut und dass du seine Unterstützung bei diesem Vorhaben brauchst.

Grenzen der Einzeltherapie

Es ist wirklich klasse, dass du etwas ändern willst, auch wenn dein Partner vielleicht noch nicht bereit dafür ist. Wie du gelesen hast, gibt es jede Menge Punkte, die eurer Beziehung wirklich helfen und für die es sich lohnt, diesen Schritt zu wagen. Aber es gibt auch Grenzen für die Einzeltherapie.

Gerade die Arbeit an tiefsitzenden Paarkonflikten führt in der Regel gemeinsam schneller zum Ziel, weil sich beide Partner in einem sicheren und geführten Rahmen austauschen können, was zu weniger Eskalation und Verletzungen führt. Werden die Streitthemen alleine bearbeitet, besteht zudem das Risiko zu sehr ÜBER als MIT dem Partner zu sprechen, da man die Motivation für sein Handeln nicht aus erster Hand kennt. Auch die Überleitung von der Therapie zum Alltag funktioniert meist besser, da sich beide Partner ihrer jeweiligen Handlungsmuster bewusst werden können.

Problematisch kann aber auch die Selbsteinschätzung zum eigenen Anteil am Konflikt sein. Wird dieser zu groß bewertet, vielleicht auch weil einem das Gefühl gegeben wird, besteht die Gefahr sich zu sehr aufzuopfern und den Partner von der gemeinsamen Verantwortung für die Beziehung zu entbinden. Auf der anderen Seite könnte jemand, der den eigenen Anteil am Problem eher gering einschätzt, die Einzeltherapie dafür nutzen, sich diese Einschätzung nur bestätigen zu lassen.

Nicht zuletzt bringt leider keine Therapie etwas, wenn einer der Partner die Beziehung und eine gemeinsame Zukunft bereits aufgegeben hat. Hier kann die Einzeltherapie helfen, diese Situation anzuerkennen und beim Trennungsprozess unterstützen, anstatt allein gegen Windmühlen zu kämpfen und sich dabei selbst zu verlieren. Das macht insbesondere bei langjährigen Partnerschaften Sinn, bei denen es neben dem eigenen Weiterleben unter Umständen auch um den Umgang mit gemeinsamen Kindern geht.

Quellen:

Daniel

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